Das Schwimmbi ist ein Luxus, den sich die Gemeinde Waldenburg leistet. Die finanziell angespannte Lage lässt einen solchen Luxus aber eigentlich gar nicht zu. Das Schwimmbi ist für die einheimische und auswärtige Bevölkerung jedoch ein wichtiger Teil und belebt das Städtchen während der warmen Monate – wie kann es also gerettet werden?
Einnahmen | Ausgaben | |
---|---|---|
Benutzugsgebühren (Eintritte) | CHF 42’000 | |
Beiträge von Gemeinden, Verbänden, Dritten | CHF 27’000 | |
Lohn- inkl. Nebenkosten | CHF 56’400 | |
Energie, Wassser und Entsorgung | CHF 24’500 | |
Abschreibungen | CHF 25’600 | |
sonstige Kosten (Unterhalt, Dienstleistungen etc.) | CHF 28’300 | |
Total | CHF 69’000 | CHF 134’800 |
Das Schwimmbi wird in diesem Jahr gemäss vorläufigem Budget 2024 ein Minus von 65’800 CHF erwirtschaften. Wie den Unterlagen zu entnehmen ist, hat der Gemeinderat in den vergangen Jahren bereits die Kosten gesenkt. Trotz der Sparbemühungen schreibt das Schwimmbi aber tiefrote Zahlen. Die Eintrittspreise sind bereits auf einem mit dem Gitterli in Liestal vergleichbaren Niveau und können daher kaum noch weiter erhöht werden.
Wo könnten die Probleme liegen?
- Das Schwimmbi muss innerhalb von vier Monaten (Mitte Mai bis Mitte September) einen Umsatz von 107’800 CHF (Aufwand abzgl. der Beiträge von Gemeinden, Verbänden, Dritten) erwirtschaften, um kostendeckend zu sein. Das entspricht Einnahmen von rund 900 CHF pro Tag. Derzeit liegt der Tagesumsatz bei 350 CHF.
- Zwei Drittel des Jahres bleibt die Anlage ungenutzt. In dieser Zeit sind die Kosten zwar tief, Abschreibungen laufen aber trotzdem weiter und es gibt keine Einnahmen.
- Das Gitterli erwirtschaftet rund 1/3 seines Umsatzes durch Handel (Shop, Cafeteria, Kiosk). Dieser Bereich gibt die Gemeinde Waldenburg an Externe ab.
- Das Schwimmbad wird von der Gemeinde verwaltet, während beispielsweise das Gitterli in Liestal von einer eigenständigen Gesellschaft geführt wird. Es ist denkbar, dass Priorität, Fokus und Innovationsgeist leiden, wenn der Betrieb des Schwimmbads eine Aufgabe von vielen und nicht das Hauptbusiness ist.
Fragen an den Gemeinderat
- Zahlt der Kioskbetreiber eine angemessene Miete? Könnte die Gemeinde am Umsatz des Kiosks beteiligt werden?
- Wie könnte das Angebot während der Saision erweitert werden?
- Wäre es möglich, die Anlage ausserhalb der Badesaison anderweitig zu nutzen?
- Wäre der Einsatz eines „Schwimmbi-Chefs“ oder die Loslösung in eine eigene Gesellschaft eine Möglichkeit, um dem Schwimmbi frischen Schwung zu verleihen?
Quellen
- Gemeinde Waldenburg – Budget 2024:
https://www.baselland.ch/politik-und-behorden/gemeinden/waldenburg/politik-und-behoerden-1/gemeindeversammlung/gemeindeversammlung-1/budget-2024-detailliert.pdf/@@download/file/Budget%202024%20detailliert.pdf - Gemeinde Waldenburg – Schwimmbad-Eintrittspreise 2023:
https://www.baselland.ch/politik-und-behorden/gemeinden/waldenburg/bildung-und-kultur/schwimmbad/pdf_schwimmbad-1/preise-und-gebuehren-2022.pdf/@@download/file/Preise%20und%20Geb%C3%BChren%202023.pdf - Sport- und Volksbad Gitterli AG – Jahresrechnung 2021:
https://www.gitterlibad.ch/wp-content/uploads/Geschaeftsbericht_Gitterlibad_2021.pdf
Lieber Florian
Schön formuliert:
„… ein Minus von 65’800 CHF erwirtschaften.“
Hier fallen mir einige nette Phrasen ein, die allerdings dem Reich des schwarzen Humors zuzuordnen wären. Ehrlicherweise hätte ich mich bei der Schätzung des Defizits um den Faktor 3 vertan. Ich meine, die 65000 sind gar nicht so hoch. Aber, welche Gemeinde mit rund 1100 Einwohnern leistet sich ein Schwimmbad? Der Vergleich mit Liestal ist deshalb nicht gerechtfertigt. Man muss tief graben, um eine Gemeinde mit ähnlicher Einwohnerzahl zu finden, die ein Schwimmbad ihr Eigen nennen darf.
Interessant finde ich deinen Einwand, wie man die restliche Zeit des Jahres diesen Lebensraum sinnvoll nutzt, um die Ertrag- bzw. Aufwandsssituation zu verbessern. Denn Du hast zu Recht erkannt, dass die Kosten das ganze Jahr auflaufen, die Erträge sich demgegenüber auf einen erkläglichen Zeitraum verteilen. Zuerst muss man die Frage stellen: „Wollen wir das ändern?“ Und die nächste ist: „Was bedeutet das für uns?“
Nehmen wir an, wir kommen zum Entschluss, dass wir die Umstände positiv ändern wollen. Negativ wäre, das Schwimmbad schliessen, und die Kosten/Aufwendungen auf Null senken. Dies ist eine Variante und unter den gegebenen Haushaltsergebnissen sicherlich nicht soooo verkehrt. Wir wollen allerdings die Ertragssituation verbessern und die restlichen acht Monate des Jahres mit zusätzlichem Ertrag befüllen. Aus der zweiten Frage: „Was bedeutet das für uns?“ ergeben sich folglich noch viele andere Fragen.
Ich meine, dass die Waldenburger Gemeinde von den Kosteneinsparungsplänen Abstand nehmen sollte. Und das gilt nicht nur für das Schwimmbad, sondern für viele andere Sektoren. Denn Einsparungen sind meiner Ansicht nach Tagesgeschäft. Menschen arbeiten nun mal lieber mit „Möglichkeiten“. Und hierzu sind Investitionen nötig. Die leidlichen Debatten, an welchen Posten noch Geld eingespart werden sind mühselig. Neue Perspektiven werden sich nur öffnen, wenn wir die Navigation um 180 Grad drehen, investieren und dabei den Input/Output definieren. Durch Kosteneinsparungen geben wir immer weniger Input in das System und bekommen selbstverständlich immer weniger zurück. Der kaum vorhandene Handlungsspielraum wird noch stärker eingeschränkt.
Ein positives Beispiel ist die „Alte Wacht“. Dort hat man investiert. Nicht viel, aber immerhin. Diesen Weg solltet ihr weiter beschreiten. Allerdings unter der Bedingung, dass diese Investition mit einem Output versehen wird. Letztendlich betrachten wir hier zusätzliche Steuer- und sonstige Einnahmen, die über einen definierten Zeitraum zurückfliessen werden und müssen.
Liebe Grüsse
Heiko
Lieber Heiko
Vielen Dank für deinen Input. Ich gehe generell mit dir, dass man mit Einsparungen langfristig Schaden anrichtet und man besser prüft, wie man etwas aufbauen könnte.
Nichtsdestotrotz sollte geprüft werden, wo die Gemeinde im Vergleich zu anderen Gemeinden unverhältnismässig viel Geld ausgibt – vielleicht gibt es ein paar Stellen, wo die Gemeinde Geld verschwendet.
Investitionen hätten vor Jahren getätigt werden müssen, was leider verschlafen wurde. Jetzt sitzt uns der Kanton im Nacken und macht Auflagen.
Liebe Grüsse
Florian
Soweit ich informiert bin, sind die meisten oder zumindest viele Schwimmbäder nicht kostendeckend.
Lieber Heinz Meier
Das ist korrekt, dass viele öffentliche Schwimmbäder durch die Gemeinden unterstützt werden müssen. Das ist ja auch eine Aufgabe der öffentlichen Hand, wenn es sich die Gemeinde leisten kann. Und das ist halt das aktuelle Probleme von Waldenburg: Eigentlich können wir es uns nicht leisten.
Freundliche Grüsse
Florian Furler
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