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Wirtschaftsförderung

Beim Betrachten der Firmenlandschaft von Waldenburg stösst man auf ein Paradoxon: Der Steuersatz für juristische Personen ist für Baselbieter Verhältnisse zwar nicht besonders hoch, wie ein Gemeindevergleich zeigt, trotzdem gibt es gemäss Zefix aber nur 44 Unternehmen (Kapitalgesellschaften, Genossenschaften, Vereine, Stiftungen und übrige juristische Personen) mit Sitz in Waldenburg. Der Steuerertrag der juristischen Personen lag im Jahr 2022 bei CHF 54’579.30, was gerade einmal 2.4 % des gesamten Fiskalertrags der Gemeinde entspricht.

Was bringen Firmen einer Gemeinde?

Neben den Steuereinnahmen haben Firmen weitere positive Effekte:

  • Es werden neue Arbeitsplätze geschaffen, was wiederum die Wohnattraktivität von Waldenburg erhöht.
  • Die Gemeinde wirkt belebter, weil mehr Menschen unterwegs sind und leerstehende Areale genutzt werden.
  • Neue Firmen können zusätzliche Einnahmequellen für das bestehende Gewerbe sein.
  • Es stehen zusätzliche Sponsoren für lokale Veranstaltungen zur Verfügung.
  • Je nach Art der Firma können neue Unternehmen die lokale Infrastruktur verbessern (z. B. Dienstleistungen im Bereich Gesundheit, Verpflegung, Kinderbetreuung).

Firmen haben zudem den Vorteil, dass sie Steuereinnahmen generieren, ohne die Sozial-, Bildungs-, und Gesundheitskasse der Gemeinde zu belasten.

Daneben gibt es natürlich aber auch Nachteile:

  • Mit steigender Anzahl an Firmen erhöht sich auch das Verkehrsaufkommen, was zu zusätzlicher Lärm- und Abgasbelastung führen kann.
  • Industrieunternehmen können die Umweltverschmutzung erhöhen.

Wie kann Waldenburg für Firmen attraktiver werden?

Zur Ansiedlung von Firmen könnten folgende Punkte angegangen werden:

  1. Inbetriebnahme ungenutzter Areale
  2. Förderung von Start-ups
  3. Steuersenkungen

1) Inbetriebnahme ungenutzter Areale

In Waldenburg gibt es grosse Areale, die seit Jahren ungenutzt brachliegen, z. B. Revue Thommen oder das Institut Straumann. Während der kurzen Zwischennutzung der Revue Thommen in den Jahren 2017 und 2018 durch den Verein Denkstatt und die Genossenschaft Röwü haben sich auf dem Areal innert kurzer Zeit zahlreiche Personen und Firmen eingemietet, um neue und innovative Ideen umzusetzen. Dieses Projekt hat eindrücklich gezeigt, dass grundsätzlich Bedarf und Interesse an einem solchen Angebot besteht.

Waldenburg sollte diese Chance unbedingt packen, um leerstehende Areale wiederzubeleben.

Die Gemeinde könnte dabei initiierend und unterstützend wirken, indem sie mit den Inhabern sowie Inhaberinnen und Interessenten im Austausch steht, Kontakte vermittelt, Workshops sowie Führungen unterstützt und für neue Ideen offenbleibt.

2) Förderung von Start-ups

In Waldenburg sind schon einige Firmen grossgeworden, dazu gehören Revue Thommen, Synthes, Inc., Straumann Holding AG. Start-ups haben zu Beginn meistens viele innovative Ideen, aber nur begrenzte Ressourcen. Die Gemeinde könnte junge Unternehmen mit Netzwerken (z. B. KMU Waldenburgertal, verschiedene aktive Vereine), mit temporären finanziellen Anreizen (z. B. Steuererleichterungen auf das Kapital) und mit einer innovationsfreundlichen Umgebung unterstützen.

Solche Unterstützungsangebote kosten die Gemeinde kurzfristig wenig, können aber langfristig sehr viel Gutes bewirken.

3) Steuersenkungen für juristische Personen

Die Steuerbelastung für Firmen ist in Waldenburg im kantonalen Vergleich nicht besonders hoch, aber auch nicht auffallend tief. Die Gemeinde könnte die Steuern auf den kantonalen Durschnitt anheben und mit den bestehenden Firmen ein paar Tausend Franken mehr im Jahr einnehmen. Eine andere, und meine bevorzugte, Möglichkeit wäre jedoch, die Steuerabgaben für Firmen zu senken und damit eine firmenfreundlichere Umgebung zu schaffen.

Die Mehreinnahme durch eine Steuererhöhung wäre nur ein Tropfen auf den heissen Stein. Eine Steuerbegünstigung hätte ebenfalls keine grossen Auswirkungen auf das Budget, sie würde aber die Attraktivität Waldenburgs als Firmenstandort steigern, die Belebung toter Areale fördern und so auch auf andere Bereiche der Gemeinde einen positiven Einfluss ausüben.

Eine Steuersenkung ist eine günstige Massnahme, um die Attraktivität der Gemeinde als Firmenstandort zu erhöhen und zu zeigen, dass Waldenburg Unternehmergeist und Innovationskraft besitzt.

Ich stehe für ein firmenfreundliches Umfeld, um den Gründergeist Waldenburgs zu stärken.

Korrekturen

  • 14. März 2024: In einer früheren Version des Artikels war von 65 Firmen die Rede. Da Einzelfimen nicht dem Steuerrecht juristischer Personen unterliegen, wurde die Anzahl auf 44 Firmen angepasst. Ich danke Herrn Schäublin für diesen Hinweis.

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2 Gedanken zu „Wirtschaftsförderung“

  1. Hans Jörg Schäublin

    Lieber Florian Furler

    Auch Sie bringen – wie viele andere Leute – verschiedene Begriffe durcheinander. Aktuell gibt es laut Handelsregister BL in Waldenburg 63 Unternehmen, wovon 2 in Liquidation. Bei einigen handelt es sich um „Einmannbetriebe“. Wenn Sie aber die Steuern der jur. Personen senken wollen, sind davon lediglich AGs und GmbHs betroffen. Davon gibt es in Waldenburg lediglich 38, wovon 2 in Liquidation.

    Dass die Reaktivierung von Industriebrachen nicht so einfach möglich ist, wie Sie sich das erträumen, haben Sie ja bereits mit RöWü erlebt.

    Grundsätzlich wäre für die Ansiedlung neuer Firmen die kantonale Standortförderung (Neudeutsch „economy -bl.ch)zuständig. Für die ist Waldenburg völlig inexistent. Mit ein paar Arbeitsplätzen in Waldenburg kann man sich nicht profilieren.

    1. Sehr geehrter Herr Schäublin

      Vielen Dank für Ihren Kommentar.
      Da ist mir tatsächlich ein Fehler unterlaufen, den ich sogleich korrigiert habe.

      Mit meinen Ideen ziele ich weniger auf Grossfirmen, dass würde nur wieder zu einem Klumpenrisiko führen. Ich baue auf die vielen innovativen und aktiven Menschen im Tal: Während dem knappen Jahr Röwü packten einige die Chance, dank günstigen Bedingungen ihre Ideen umzusetzen und einen bleibenden Mehrwert für Waldenburg und die Region zu schaffen.

      Freundliche Grüsse
      Florian Furler

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